Systemische Beratung
Was ist systemische Beratung?
Systemische Beratung bezieht sich auf die Grundlagen der Systemtheorie und des Konstruktivismus. Sie erklärt das Verhalten von Menschen nicht isoliert aus deren inneren Eigenschaften heraus, sondern aus ihren Beziehungen und Interaktionen untereinander und zu ihrer Systemumwelt.
Systemische Beratung zielt auf die Erweiterung von Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten ab. Der Beratende ist aufmerksam für den Kontext der Ratsuchenden und achtet auf deren Ressourcen und Autonomie. Es wird ein respektvoller und wertschätzender Dialog mit dem beraterischen Gegenüber gepflegt.
(Quelle: https://www.dgsf.org/service/was-heisst-systemisch/familienberatung-systemische-beratung; Aufgerufen am 18.05.2021)

Mein Verständnis
Die Systemtheorie und ich - eine Liebeserklärung?
Mein erster Kontakt mit der Systemtheorie und dem Konstruktivismus begann im Studium, um genau zu sein in dem Seminar "Organisationssoziologie und Soziologie der Beratung". Dort hörte ich zum ersten Mal von dem Soziologen und Juristen Niklas Luhman und seinem Verständnis von sozialen Beziehungen. Schlagworte wie strukturelle Kopplung, selbstreferentielle Systeme und Autopoiesis faszinierten mich. So sehr, dass ich meine Bachelor- sowie Masterarbeit dahingehend widmete. Es waren zwei sehr theoretische Arbeiten. Mich interessierte auch, ob es möglich ist, die Theorien konkret in die Praxis einzusetzen und falls ja, wie?
Die Übersetzung der beiden Metatheorien in eine alltägliche Lebenswelt lerne ich gerade in der Ausbildung zur Systemischen Beraterin kennen. Es ist unglaublich spannend die verschiedenen Fragetechniken und Methoden auszuprobieren, die Wirkmechanismen selbst zu spüren und anschließend mit den Seminarteilnehmern*innen die gemeinsam gemachten Erfahrungen zu reflektieren.
Dabei lerne ich viel über mich selbst. So ist mir wichtig, dass in meinen Beratungssettings eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre herrscht. Dabei gilt absolute Diskretion. Klienten*innen haben oft gute Gründe bei einem Problem so zu agieren und nicht anders. Dies ist eine wertvolle Ressource und mir ist es wichtig wertschätzend mit bisherigen Handlungsstrategien umzugehen. Der bereits gegangene Weg ist eine sinnvolle Lösungsstrategie des/der Klienten*in, um mit seinem/ihrem Problem umzugehen. In der Beratung schauen wir uns gemeinsam weitere Lösungswege an, öffnen den Blick auf verschiedene Perspektiven und überlegen gemeinsam, welche 'Hyphothese' wohl am hilfreichsten sein könnte.
Die Richtung der Beratung lenkt der/die Klient*in dabei stets selbst. Der/die Klient*in entscheidet, welche Hypothesen bei ihm/ihr Resonanz auslösen und welche Lösungswege er/sie gerne ausprobieren will und welche nicht.

„Behandle die Menschen so, als wären sie, was sie sein sollten, und du hilfst ihnen zu werden, was sie sein können. “